Geschichte

Geschichte der Bergkapelle 1870 e.V.
von Peter-Lorenz Könen

Die Zeit von 1900- 1933

Bedeutsame Veränderungen in der Werksführung, bedingt durch mangelnden Bleiabsatz und Verringerung der Produktion führen im Jahr 1910 zur Liquidation des Mechernicher- Bergwerks-Actien-Vereins und am 22. Dezember 1910 zur Gründung der neuen Gewerkschaft Mechernicher Werke. Vorübergehende Verbesserung bringt der 1. Weltkrieg, als für Blei wieder Höchstpreise gezahlt wurde. Doch nachdem der Krieg verloren war, bricht die Zeit der Subventionen an. Noch schlimmer wird die Lage, als die Franzosen das linke Rheinufer besetzen und die Bleiproduktion durch den Ruhrkampf im Jahre 1923 verhindert wird. Die durch die Inflation bedingte Geldentwertung verschärft die Lage zusätzlich.

Der Knappen-Harmonie-Verein in Kevelaer am 30.-31.08.1925

Der Knappen-Harmonie-Verein in Kevelaer am 30.-31.08.1925

Von dieser wirtschaftlichen Notlage bleibt auch der KHV in seiner Eigenschaft als "Werkskapelle" nicht verschont. Kurz nach dem ersten Weltkrieg erstellte die Werksleitung der Gewerkschaft Mechernicher Werke (GMW) eine Freiwillige Feuerwehr der eine Feuerwehrkapelle angegliedert wurde. Bestückt wurde sie mit den Musikern des KHV, wovon einige durch Arbeitsverlagerung im Bereich der GMW zur Werksfeuerwehr kamen. Der amtierende Dirigent des KHV wurde von der Gehaltsliste der GMW gestrichen worauf er sein Amt zur Verfügung stellte. Einige der Bergleute gruppierten sich um Wilhelm Virnich und musizierten weiter.

Das Dirigat übernahm Hermann Virnich. Der KHV wurde nach bisheriger Kenntnis nicht aufgelöst. Vielmehr ist er als ruhender Verein zu betrachten, denn bei feierlichen Anlässen wie auch Beerdigungen wurden den Musikern um Hermann Virnich von der GMW die alte Knappen-Uniform ausgehändigt.

Ausschnitt aus dem Festprogramm zur Einweihung des Eifelstadion Mechernich, August 1927

Ausschnitt aus dem Festprogramm zur Einweihung des Eifelstadion Mechernich, August 1927

In der nachfolgenden Zeit verlor sich der Name Knappen-Harmonie-Verein. Die Kapelle wird zukünftig in den Zeitschriften als Harmonieverein oder die Kapelle Virnich bezeichnet. Seit 1925 spielte der Überrest des KHV nicht mehr in seiner Uniform. Trotz dieser Umstände hielten die zehn Aufrechten den Gedanken und den ruhenden Verein aufrecht. Wichtige Dorfereignisse wurden von diesen Menschen musikalisch umrahmt. Zu erwähnen sind folgende Veranstaltungen: Das 60jährige Jubelfest des Männergesangsvereins am 2. August 1924, die Einweihung des Eifelstadions am 21. und 22. August 1927, das 50jährige Gründungsfest des katholischen Gesellenverein in Mechernich, die Trauerfeier für die Opfer des Lohngeldüberfalles am 21. August 1929 und weitere Aktivitäten bis 1932, die aber infolge der unruhigen Zeiten untergingen. Jedoch musikalisch standen die wenigen ehemaligen KHV-Mitglieder, welche sich um Hubert Virnich gruppierten, auf einem hohen Niveau.

Bei der Einweihungsfeier des Eifelstadions Mechernich am 20./21.August 1927 erklangen Stücke wie die Ouvertüre von Mozarts „Figaros Hochzeit“, Geschichten aus dem Wiener Wald von J. Strauß, Potpourri aus der Operette „Die Fledermaus, Patrouillenritt, Ouvertüre „Leichte Kavallerie“ und Heinzelmännchens Wachtparade. Stücke, die bei den heute existierenden Vereinen nicht mehr spielbar sind. Aber auch hier zeigt die heutige Bergkapelle dass das Niveau von damals noch lange nicht verblasst ist.

Die Weltwirtschaftskrise von 1929 bis 1933 führt im Bergbau zu starkem Produktionsrückgang. Eine Stilllegung der Bergwerksanlagen in den Jahren 1929 bis 1932 kann nur durch staatliche Subventionen, mit der Auflage Arbeiter zu entlassen, abgewendet werden. Im folgenden Jahr beginnt die unglückliche Machtherrschaft der Hitler-Diktatur.


Musikalisch konnte Mechernich viele kleine Gruppierungen aufweisen, die aber auf Grund der schwachen Personaldecke nicht als eigenständige Kapellen bezeichnet werden konnten. 1932 fasste Lehrer Hilger diese Splittergruppen zur Mechernicher Musikvereinigung zusammen.

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